Liebe Eva,
ich liebe gute Fragen. In meiner Weiterbildung zur systemischen Beraterin habe ich viele verschiedene Fragetechniken kennengelernt: zirkuläre Fragen, Skalierungsfragen, Verflüssigungsfragen und mehr. Am spannendsten finde ich aber die hypothetischen Fragen. Sie eröffnen den Raum für eine Wirklichkeit, die es noch nicht gibt, aber irgendwo in uns schlummert. Wie aufregend, zumindest in Gedanken, das Hier und Jetzt mal zu überschreiten. Mich beflügeln solche Fragen, weil das Nachdenken über ihre Antworten mir offenbart, dass so viel mehr möglich wäre, so viel mehr möglich ist.
Vielleicht hast du ja auch Lust auf ein kleines, hypothetisches Gedankenexperiment:
Mal angenommen, dich würde die Muse küssen, was würdest du auf deine Wände in Großbuchstaben schreiben? Was würdest du bauen, dichten und denken?
Mal angenommen, jemand schenkt dir für einen Tag eine Mütze voller Mut, wohin würdest du reisen und an wessen Türe würdest du klopfen? Wen würdest du um Verzeihung bitten und wem mal ordentlich die Meinung sagen?
Mal angenommen, einer öffnet dir für einen Tag deine schöne Strahleaugen und du siehst alles zum ersten Mal, für was wärst du dankbar? Wen würdest du feiern? Wovon würdest du mir ganz aufgeregt erzählen?
Mal angenommen all deine Selbstzweifel wären für einen Moment passé passé, was würdest du dir zutrauen? Wen würdest du mit deinen Taten zum Staunen bringen? Wer würde all dein Strahlen und Scheinen sehen können?
Mal angenommen, du könntest für eine Woche alle Menschenfurcht wegpusten, auf welches Lied würdest du in der Bahn tanzen? Welches Outfit würdest du ganz frech auf der Arbeit tragen? Was würdest du aussprechen, zuerst ganz leise und dann laut?
Liebe Eva, ich hoffe, es beflügelt auch dich über diese Fragen nachzudenken!
Deine Johanna
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