Briefwechsel zwischen Afrika und der Alb

Liebe Eva,

 

heute beginnt also unser Briefwechsel zwischen Afrika und der Alb. Ich gebe zu etwas unpräzise ist sie, die Ortsangabe, aber ich liebe eben Alliterationen. Meine letzte Brieffreundschaft ist schon viele Jahre her, irgendwie hat das doch einen nostalgischen Touch. Ich freue mich jedenfalls drauf!

 

Heute will ich dir von meinem anderen Montag erzählen. Diese Woche Montag war kein gewöhnlicher Montag, denn mittendrin, um 13:00 Uhr wurde der Arbeitstag unterbrochen. Unterbrochen durch eine Beerdigung. Noch kurz ein Telefonat mit der Integrationsbeauftragten der Stadt geführt und dann ab ins Auto, etwas gestresst auf den Waldfriedhof Stuttgart. Es ist kalt, aber zum Glück kommt die Sonne immer mal wieder durch. Eine Beerdingung am Montag. Wunscherschöne klassische Cellomusik, am Ende das "Halleluja" von Leonard Cohen. Die Beerdigung von einem Mann, den es innerhalb von wenigen Monate aus dem Leben katapulitiert hat. Ich habe seine Enkeltochter auf dem Schoß, die mir ins Ohr flüstert: "Jetzt hat mein Papa keine Mama und Papa mehr." Es war traurig, aber irgendwie auch berührend schön, weil dieser Mann, obwohl er Richter war, sich Zeit für seine Familie genommen hatte und man so viel Dankbarkeit und Liebe für ihn zwischen den Reihen spürte.

 

Auf dem Weg zurück zur Arbeit sagte mein Mann: "Das war eine gute Unterbrechung des Alltags,  irgendwie ist es wichtig ab und zu auf eine Beerdingung zu gehen!" Und ich denke, stimmt! Es ist so wichtig, den Tod nicht auszublenden, denn das wird er in unseren Breitenkreisen sehr häufig. Eine Beerdigung am Montag hat mich mal wieder wachgerüttelt, für das was wirklich zählt, das was wirklich bleibt. Wir kommen mit leeren Händen und wir gehen mit leeren Händen. Sogar mit leerem Kopf, wir können all die Sorgen, die Fragen, die Zweifel, unser Wissen nicht mit rüber nehmen. Das was bleibt, sind die Menschen, in die wir invenstiert haben, an die wir geglaubt haben, die wir ermutigt haben. Vielleicht ist das Erbe, das wir hinterlassen eben nicht materieller Natur. Es sind die weisen Worten, die treuen Besuche, das leise An-uns-denken, das bleiben wird.

 

Ich hoffe, ich nehme mir das mit in meinen Alltag. Am Ende zählt nur, dass wir viel geliebt haben.

 

Deine Johanna

 

 

copright foto: etsy.com

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