ostersamstags Warten

Ich warte jetzt schon viel zu lange damit, einen Text über das Warten zu schreiben.

Alles hat seine Zeit, schrieb einmal ein sehr weiser Mensch.

Ich bin aber oft so ungeduldig, bis DIESE Zeit erreicht ist.

 

Ungeduldig, bis endlich der Frühling anfängt. Ungeduldig, bis Corona endlich aufhört. Ungeduldig, bis sich endlich ein paar echte Herzenswünsche erfüllt haben, die ich schon so lange mit mir herumtrage.  

 

Ich weiß, ich bin ungeduldig auf sehr hohem Niveau. Denn wie muss es erst den Freunden von Jesus gegangen sein an diesem Ostersamstag. Haben sie gewartet oder hatten sie zu wenig Hoffnung, um noch zu warten? Sie wussten ja nicht wie wir, dass nach dem Samstag der Ostersonntag kommt. Ohne Hoffnung kein Warten.

 

Wenn ich ehrlich bin, habe ich in meinem Leben immer auf irgendetwas gewartet. Endlich das Abi haben, endlich alleine reisen, endlich studieren, endlich mit meinen Mädels in eine WG ziehen, endlich heiraten, endlich einen erfüllenden Job finden. Endlich, endlich, endlich.

 

Wenn ich das eine hatte, habe ich schon das nächste er-wartet.

 

Das Leben und seine Zwischenzeiten. Zwischenräume. Wartezeiten. Noch-nicht-da-Zeiten.

 

Kennst du das? Im Wartezimmer des Lebens, bis man endlich aufgerufen wird.

Das Wartezimmer scheint oft so leer, so grau, als würde sich dort nicht viel tun.

 

Wenn ich zurückblicke, dann war da aber viel los, hat sich viel getan – in diesen Zwischenräumen, Zwischenzeiten.  Es waren keine leeren Zeiten.

 

Viel innehalten, aushalten, gehalten werden - in den grauen Zeiten.

Ich habe dann ein bisschen mehr verstanden, was war und wer ich deshalb geworden bin. Das Warten lehrt einen viel - meistens über einen selbst.

 

Im Himmel, stelle ich mir vor – da wird das Warten ein Ende haben. Kein Warten mehr auf ein Wiedersehen, kein Warten mehr auf Gesundwerden, kein Warten mehr auf die große Liebe. Im Himmel, stelle ich mir vor wird einfach Frieden sein – innen und außen.

 

Und bis wir dort sind, bleibt uns wohl nichts anderes, als zu vertrauen, dass die Wartezeiten etwas Gutes hervorbringen werden.

 

Und weil es so schön ist, hier noch die Zeilen dazu:

 

 

Alles hat seine Zeit

 

Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat
seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit,
sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit,
ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;

töten hat seine Zeit.
heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit.
bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit,
lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit,
tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit,
Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit,
aufhören zu herzen hat seine Zeit;

suchen hat seine Zeit,
verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit.
wegwerfen hat seine Zeit;

zerreißen hat seine Zeit,
zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit,
reden hat seine Zeit;

lieben hat seine Zeit.
hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit,
Friede hat seine Zeit.

Prediger 3


foto copyright: Ümit Bulut

 

 

 

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