Stolpern und stärken

Mehr als 800 Stolpersteine erinnern in Stuttgart bereits an Nazi-Opfer. Foto: Archiv/Achim Zweygarth
Mehr als 800 Stolpersteine erinnern in Stuttgart bereits an Nazi-Opfer. Foto: Archiv/Achim Zweygarth

 

seid mutig und wütend

Wut als wunderwirkende Kraft in uns

gesellschaftlich nicht so anerkannt

aber egal

 

Wir stolperten

gestern

über Stolpersteine

zum Glück

gibt es überall in deutschen Städten Stolpersteine

zum stolpern und

hängen bleiben

stehen bleiben 

und mich erinnern lassen

 

an die Nacht des Zerbruchs

die Nacht, in der Jahrzehnte voller Scherben begannen

Reichskristallnacht

the night of broken glas

auf English irgendwie fast noch treffender

 

vor 82 Jahren und 3 Tagen war der Tag des großen Zerbruchs

Zerbruch von Lebensläufen

Zerbruch der Würde des Menschen

Zerbruch von Träumen

Zerbruch vieler vieler Familien

 

Der Beginn von mehr als zwei Jahrzehnten erlebter Zerbrochenheit

Leben in Scherben

 

und es geht weiter

gerade in Afghanistan

tägliche Angriffe der Taliban auf Studierende, zum Beispiel

Oder Zerbruch von Hoffnung

auf dem Wasser vor sich hin schippernd

 

Wir brauchen diese Stolpersteine

wir dürfen drüber stolpern 

und uns erinnern lassen

wir müssen drüber stolpern, denke ich

 

vielleicht können wir langen Mut üben

also Mut gepaart mit Ausdauer, *langmut*

und trainieren

vielleicht brauchen wir starke Beine und starke Füße

ganz physisch stark, meine ich

ein gutes Rückgrat

um wirklich stolpern zu können

und wieder aufzustehen

für mich und andere ein-stehen zu können

gegen den Zerbruch

unserer Zeiten

in Stuttgart und Simbabwe

für Malawi und Moskau

für New York und the Netherlands

für Syrien und Singapore

 

oder wie Pierre Stutz, ein Taizé Bruder es mit Psalm eins beschreibt:

 

Verwurzelt der Mensch

der wagt zu seiner Meinung zu stehen

der sich wehrt

auch für die Rechte der kleinen Leute

 

Verwurzelt der Mensch

der darauf vertraut

dass es wohl auf ihn ankommt

aber nicht von ihm abhängt. 

(Pierre Stutz, nach Psalm 1,3)

 

 

Und dazu wünsch ich uns etwas "Langwut"
In diesen Zeiten

Nicht aufhören wütend zu werden,

Bei Diskriminierung zum Beispiel

Eine geduldige, schlaue Wutkultur entwickeln?

Möglich?

 

 

 

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