Selbstfürsorge - Zwischen Brotkrümeln und Kaffeesatz

Meine Tochter, gute Zwei, versucht gleichzeitig in einen Kurzarmbody und ein Sommerkleidchen mit Herzchenmuster zu kommen, verirrt sich mit dem linken Arm im Kopfloch und mit dem Kopf irgendwo - und fragt nur glucksend „ui, wo bin ich?“

Ich dachte mir beim Beobachten und Mitlachen - ja, diese Frage habe ich mir die letzten Tage auch gestellt.

Ok, die ersten Wochen mit Covid-19, der ganzen Aufregung, der Umstellung von persönlich auf digital, von sozial auf „social media“ - da hatte ich irgendwie genug zu tun. Dann noch die Online-Classes, kurze Meditationen aufnehmen undsoweiterundsofort. Ihr kennt es sicher und habt es ähnlich gemacht, oder?

Aber irgendwo - along the way - hab ich mich etwas aus den Augen verloren. Im Kopfloch mit dem Arm gelandet und mein Kopf - der blieb irgendwo hängen. Und da sind wir heute ja schon so achtsam und so aufgeklärt, wissen über uns selbst Bescheid, haben vielleicht auch schon total viele gute Me-thoden und Strategien, um mit schwierigen Situationen umzugehen, haben Kunsttherapeuten oder Berater für verschiedenste Lebenslagen - und dann, immer wieder, bleibt mein Kopf hängen, ich verirre mich etwas und die Frage bleibt: "Ui, wo bin ich??"

 

Wo bin ich eigentlich?

Ich weiß, dass ich mich zwischen Seiten guter Gedanken anderer (Autoren) wiederfinde. Also lese ich. Ich lese und finde mich wieder. Ich atme bewusst und finde mich wieder. Denn was brauchen wir in diesen kondensierten Zeiten? Was braucht meine Seele zum Leben und ganz bleiben? Um sich lebendig fühlen?

Ich weiß, ich brauche Worte.
Gute Worte von anderen. Am besten geschrieben.

Ich finde mich wieder in diesem schönen Wort, diesem bedeutungsreichen tiefen Wort „namasté“.

In unserer Küche hängt ein kleiner Zettel, bezeichnenderweise auf einem kleinen fünfeckigen Spiegel.
Ein Spiegel in der Küche, fragst du dich vielleicht. Und ich sage, ja, ein Spiegel in der Küche. Schönheit in der Küche. Einfach nur, weil er unser Fenster spiegelt, das Grün vor dem Fenster, unsere Freunde und Gäste spiegelt, die zu Besuch kommen, unsere Wand spiegelt und mich spiegelt. Und ich mich auch hier wieder-finde: in diesem Wort und in diesem Spiegel.

 

 

Da steht:
- namasté -
I bow to you.
My soul honors your soul.
I honor the light, love, truth, beauty
& peace within you. It is also within me.
In sharing these things we are united,

we are the same,
we are one.

 
Oft fällt es mir leichter das Licht in den Kindern,
den Frieden in meinem Mann,
die Schönheit in meinen Freunden zu entdecken als in mir.
Vielleicht ein Anfang:

Wieder einmal Innen beginnen und mein Licht und
meine Liebe, meine Schönheit und den Frieden in mir 
zu ehren.
Zu respektieren. Zu schätzen.

'Namasté' und ich verbeuge mich vor mir, in der Küche, zwischen Töpfen und Pfannen, zwischen Brotkrümeln und Kaffeesatz, zwischen Glasscherben und schönstem Grün. Namasté. I bow to you.

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Kommentare: 2
  • #1

    Kerstin (Donnerstag, 30 April 2020 19:54)

    Ui, wo bin ich? Das frage ich mich grad auch manchmal. Und dann werde ich durch Kleinigkeiten an Leute erinnert die mir sonst im Alltag oft begegnen... Zum Beispiel wenn ich meinen grünen "Palmsonntagspulli" anziehe und denke, Ui, 6 Wochen bist du schon nicht in Stuttgart gewesen, wie es den Stuttgartern wohl geht? Liebe Grüße an dich Eva,auf diesem Weg, Kerstin

  • #2

    Christine (Sonntag, 03 Mai 2020 13:53)

    Was für wunderschöne berührende Gedanken. Von Herzen Danke.