f r o h l o c k e n


Wer mit Eltern aufgewachsen ist, die Rossini und Bach geliebt haben, mit klassischen Klassikeltern, der kennt es möglicherweise. Unser neues altes Wort. Das Wort, dem wir uns in den kommenden Wochen von verschiedensten Seiten nähern. Zu ernst wird es nicht werden. Es ist schließlich Januar, und jeder hat schon mit seinen ernsten Vorsätzen zu tun. 
: )

f r o h l o c k e n

ein Verb. Ein Tunwort, in dem ein Adjektiv mit drin steckt.


Ich kenne es in- und auswendig aus dem Weihnachtsoratorium von Bach.
Er lässt den großen Chor singen, und das pompöse Orchester begleitet: „Jauchzet frohlocket, verbannet die Klage. Lasset das Zagen.“
Ich habe mich selbst noch nie sagen gehört: „Mensch, bei diesem Konzert neulich im Wizemann von Vance Joy frohlockte ich.“
Hört sich irgendwie richtig veraltet an. Passt nicht in meinen Kontext.

Vielleicht bringen uns die kommenden Wochen und Texte weiter und rücken das Wort wieder in unseren Kontext. Möglicherweise frohlocken wir, ohne es zu wissen. Vielleicht finden wir ein neues Wort für unseren Alltag, das uns vor Freude in die Luft springen lässt. Schön wär’s.



frohlocken
Lässt sich das Frohe anlocken?


Mein Sohn, wie jedes Kind, hatte Trotzzeiten, mit ausgeprägtem Willen und Weinen und den übrigen Bekannten. Diese Stürme kosten Kraft.
In Kinderleben und in Elternleben. In einer ruhigen Minute abends, nach dem Käse im Kühlschrank verräumen, Krümel wegwischen, Spülen und mit warmem Tee in der Hand, fiel mir ein wunderbares Bild ein.

Da waren nur bunte Kringel drauf, mit dicker Ölkreide gemalt. Kringel. Keine vollendeten Kreise. Keine runde Sachen. Keine Gleichförmigkeit oder Konformität. Sondern Kringel.
Bunte, unregelmäßige offene Kreise, also Kringel. Die waren alles andere als perfekt, im Sinne von vollendet, aber sie waren wunderschön.

Dieses Kringelbild fiel mir ein und ich beschloss, mal wieder Kringelkekse zu kaufen. Keine runden tollen Taler. Nein, Kringel.
Da gibt es schon einige Kekse, die man kaufen, oder auch selbst backen kann zur Auswahl. Wenn wir nun Zuhause eine anstrengende Zeit hinter uns hatten, oder mir einfach nach Frohem zumute war, packte ich einen Kringelkeks aus, legte ihn für uns alle auf einen schönen Teller und dann war KRINGELKEKSZEIT.

 

Mir half der Kringel. Als Symbol meinen Frohsinn wieder zu entdecken.
Und der Zucker. Das Süße. Meinem Sohn auch. Wahrscheinlich eher Letzteres (aber Hey, wer weiß, was Kinder wirklich verstehen??!!)
Mit Hilfe der Kringel lies sich bei uns Lachen, Auszeit im positivsten Sinne und Frohes anlocken. Mein Sohn fragt mich auch manchmal, warum es denn überhaupt Smarties oder Schokolinsen gibt, da fiel meine Antwort ähnlich aus: einfach nur, weil sie so fröhlich aussehen und uns fröhlich machen.

Ja, Smarties und Kringel locken das Frohe in mir an.

Was hilft dir? Wie lässt sich das Frohe in dir rauslocken?

Welche Form hat es? Wie findet dein Frohsinn Ausdruck?

 

Vielleicht lässt sich dieses Bild auch noch etwas weiter malen:
Für herausfordernde Zeiten, in Stresszeiten brauche ich persönlich viel Flexibilität. Die Fähigkeit fluide und flexibel, biegbar mit meinen Plänen und Vorstellungen umzugehen. Ich komme oft mit Gleichheit, Vollendeten Plänen nicht so weit. Sondern bei uns werden fiese Tage zu grob strukturierten Tagen mit der Möglichkeit von Kringelzeiten. Also mit flexiblen, lockeren und kreativen Minuten - vor allem mit den Kindern. Mit Starrsinn und verkrampftem Denken kommen wir nicht weiter, mit Gedanken, die hüpfen dürfen, schon eher... also frohlocken.

Im Kringel ist ein bisschen mehr Flow drin, als in einem Abgeschlossenen Kreis. Vielleicht mag ich sie deshalb auch so, diese Kringelkekse.

 

 

 

 

 

(Anmerkungen: Mit geht es nicht um einen Erziehungsstil ohne Strukturen und Regeln. Auch nicht um eine Laissez-faire-Erziehung, nur um flexible Gedanken der Eltern in einem sicheren Rahmen. Und wer weiß, es könnte sein, dass sich die Kinder einiges von dieser Flexibilität und dem Frohsinn abgucken ...)

Und übrigens: Ich schaue mir so gerne Menschen mit Locken an. Locken mit Sprungkraft. Locken sind irgendwie auch keine geschlossenen Kreise, sondern viele viele Kringel ... wunderschön und wild.)



 

 

 

 

 

 

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