Advent - Ankommen

Advent. Ankunft. Ankommen.

Wer soll ankommen? In meiner kleinen Welt?

Wenn ich mir frei Schnauze einfach wünschen könnte, dass einer in mein Leben kommt, wer sollte das sein?

Ich würde mir einen Freund wünschen, der mir an meinen schlechten Tagen die Füße wäscht. Einer, der mir liebevoll die Zehen einseift und sie ganz behutsam sauber spült. Der sich vor mir auf den Boden setzt und während er mich mit Lavendöl eincremt, zuhört. Damit ich erzählen kann, dass mich das immer funktionieren müssen, manchmal so anstrengt.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der mir liebevoll die Hand auf den Arm legt, wenn ich mal wieder den ersten Stein werfen will. In der Beziehung, auf der Arbeit. Wo auch immer.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der mir sagt, dass er nie von meiner Seite weicht. Dass ich mich wirklich gar nicht zu fürchten habe, weil er da bleiben wird, selbst dann, wenn alle anderen schon gegangen sind. Einer, der wenn ich krank bin, mit einem Süßholztee an meiner Bettkante sitzt und einfach bleibt - bis ich eingeschlafen und wieder aufgewacht bin.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der auf einer guten Party dafür sorgt, dass der Weißwein nie ausgeht. Der auf einmal zu später Stunde die richtig guten Flaschen aufmacht, damit das Feiern nicht aufhört. Einer, der irgendwie immer von allem genug hat und es gerne teilt.

Ich würde mir einen Freund wünschen, bei dem ich manchmal einfach ein kleines Schäfchen sein kann. Einer, bei dem ich mich anlehnen kann, in dessen Saum ich mich tief fallen lassen kann. In dessen warmen Mantel ich mich verstecken kann. Einfach mal ein Schaf sein und sich aufgehoben fühlen.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der wenn es hart auf hart kommt, sein letztes Hemd, ja vielleicht sogar sein Leben für mich geben würde. Einfach weil ich ihm so viel bedeute. Einfach weil ich seine Freundin bin.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der an Tagen, an denen ich mich selbst und die Welt betrogen habe, vor meiner Haustür steht und fragt: "Darf ich heute bei dir essen?" Einer, der mich selbst an diesen miesen Tagen für würdig empfindet, mich zu besuchen, mit mir zu essen.

Ich würde mir einen Freund wünschen, der immer voller Hoffnung ist. Ein totaler Optimist. Selbst über den Tod hinaus. Einer, der mit Leuchtbuchstaben vor meine Haustür malt: Fürchte dich nicht!

Möge er ankommen in meinem Leben, dieser Freund. Ich werde auf ihn warten. Ihm einen Platz an meinem Tisch in der Küche freihalten. Denn er kommt bestimmt, da bin ich mir sicher.
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Kommentare: 1
  • #1

    Schaffi (Samstag, 18 Januar 2020 02:51)

    Was für schöne Theopoesie!