Gott und die Welt

Gott und die Welt.
Über Gott und die Welt zu schreiben, ist kein leichtes Unterfangen.

Vielleicht weil es so ein sensibles und umstrittenes Thema ist.


Gott, der große Unbekannte? Gott der Kindheit? Oder auch nicht. Gott, der Ursprung allen Lebens? Der Gott der Institution Kirche? Gott der Großmutter?


Gott, über den wir alle ein Bild oder viele Bilder in unserem Kopf haben, selbst wenn wir nicht an ihn glauben.
Wir wollen es wagen, Ihn zum Thema zu machen. Nicht um zu überzeugen, nicht um irgendwelche Lehrmeinungen weiter zu geben, sondern eben, weil es auch kaum etwas spannderes gibt, als über ihn nachzudenken. Wir wollen dabei unsere eigenen Suchbewegungen nachzeichnen. Einen Raum für Fragen schaffen. Vielleicht sogar den ein oder anderen spannenden Dialog eröffnen.

 

Ich habe dabei über die Jahre etwas beobachtet. Das spannende ist, dass ich es unter Christen, Juden und Moslems beobachtet habe. Hindus und Buddhisten kenne ich leider zu wenige. Jedenfalls habe ich über die Jahre eine spannende Feststellung gemacht: Es scheint, als habe Gott die Menschen nach seinem Bilde erschaffen und dann haben die Menschen ihn nach ihrem Bilde geschaffen. Was ich dabei beobachtet habe, ist, dass der Gott, an den so viele glauben ziemlich bedürftig ist. Er ist ein alter Mann mit schlechter Laune. Der irgendwo da oben sitzt und uns den lieben langen Tag beobachtet und berurteilt. Dabei ist er schnell beleidigt, wenn wir ihm nicht genug Beachtung schenken. Die Menschen scheinen in einer ständigen Schuld ihm gegenüber zu stehen. Er kann nur besänftigt werden, wenn wir ihm unsere Aufmerksamkeit schenken. For real, what a stress. Er scheint die Menschen irgendwie zu brauchen - für sich und sein Ego. Okay, ich weiß die Darstellung ist etwas überspitzt. Aber trotzdem frage ich mich seit einiger Zeit, worum geht es den Menschen bei ihrer Anbetung, bei ihren Liedern und Gebeten eigentlich? Tun sie das, weil sie gar nicht anders können, als Gott, der sie erdacht und zuerst geliebt hat, zurück zu lieben? Tun sie es aus einer inneren Freiheit und Freude über den Erdenker des Lebens? Oder tun sie es, weil sie glauben, sie müssten Gott etwas geben? Seine schlechte Laune aufhellen? Ihn, den grießgrämigen alten Mann, irgendwie besänftigen?


Wenn ich die Farbenexplosion im Herbst sehe. Verschwenderisch bunt. Alles leuchtet purpurrot, dunkelgrün, strahlend gelb.


Wenn ich vor dem tiefblauen Ozean stehe. Wasserfülle. So viel blau. Unendliche Weite.


Wenn ich in den Alpen bin. Unter mir smaragdgrüner See. Über mir Zickzack - Gipfel an Gipfel.


Dann kann ich nicht anders, als zu glauben, dass Gott in Wirklichkeit ganz anders ist.


Nicht so kleinkariert und bedürftig. Schlecht gelaunt oder beleidigt.
Nicht ständig verurteilend und auf uns angewiesen.


Eher so unendlich großzügig. Ein bisschen Farbe hier, ein bisschen Fülle da. Einen Pinselstrich Grün inmitten der Wüste, weil das so hübsch aussieht.


Eher so verschwenderisch gebend. Ein erster Atemzug und es sind Zwillinge. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Fast schon ein bisschen zu kitschig - das Rosa - denken wir. Jeden Tag neu.


Neulich habei ich mal gelesen: "God is infinitely happy. The ultimate reason that God creates is not to remedy some lack in God, but to extend his goodness and love. God´s joy and happiness is expressed externally by communicating that happiness and delight to created beings." Timothy Keller

 

Gott erschafft diese Welt und uns Menschen aus verschwenderischer Liebe. Weil er gar nicht anders kann, als uns an all seiner Schönheit teilhaben zu lassen.

Vielleicht stand er da, vor den Anden, vor dem Pazifik, vor der Sahara und dachte sich...ich kann das einfach nicht für mich behalten. Zu schön. Ich will es mit jemandem teilen. Happiness is only real, when shared.

 

Also die Menschen. Aus Teilgabe, damit sie teilhaben. Participation. Am Circel of Life. Teil davon werden. Damit wir mit offenem Mund vor dem Magnolienbaum stehen. Damit wir uns abartig über eine frische Mango freuen. Damit wir erfahren, was es heißt in Gemeinschaft zu leben. Damit wir erleben, wie schön es ist, geküsst zu werden.

 

Vielleicht wollte er uns einfach integrieren - in die immer fließende Liebe zwischen Vater, Sohn, Geist. Denn wer wirklich liebt, kann die Liebe nicht für sich behalten.


Wenn ich in der Natur bin, dann kann ich einfach nicht glauben, dass Gott ständig schlechte Laune hat und auf uns angewiesen ist. Wenn es Gott wirklich gibt, dann muss er wohl eher verschwenderisch großzügig, gut gelaunt und glücklich sein. Wenn es ihn gibt, dann hat er uns nicht gemacht, damit wir sein Ego pushen, sondern weil er uns an seinem Tanz des Lebens teilhaben lassen will.


Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Gott vielleicht sehr happy sein könnte?


Könnte es sein, dass er ein totaler Optimist ist?

 

Einer, der es liebt zu geben und Neues entstehen zu lassen?

 

Ein Gott, der uns einlädt mitzutanzen?

 

 

 

copyright Foto: https://bhlogiston.schauecker.com/2006/07/21/emmy-andriesse-laesst-den-sommer-tanzen/

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