Sommer - die Entdeckung der Langsamkeit

Sommer. Summer. Verano.

 

Vielleicht unsere Lieblings-jahreszeit. Mangoeis und Meer.

Endlich mal wieder Sand zwischen den Füßen und Salz auf der Haut.

 

Was lehren uns diese Monate der Wärme?

Was können wir vom Sommer lernen?

Freut euch auf vier Wochen S O M M E R.


Ich liebe den August. Seit zwei Jahren gehe ich im August nicht mehr in den Urlaub, sondern bleibe hier, um zu arbeiten. Klar, bin ich ein bisschen wehmütig, wenn um mich rum alle in bunter Aufbruchsstimmung sind und ihre goldenen Taschen packen.
Aber ich habe beschlossen lieber hier zu bleiben und zu arbeiten, wegen des,- ich nenne es mal wegen des 'August-Phänomens'.

Es fängt schon morgens an, wenn ich mit meinem alten Golf-3 zur Arbeit fahre: Die Straßen sind leer und die Menschen, die Auto fahren, sind um einiges entspannter als sonst. Kein Rumgehupe, weil ich mal wieder zu langsam angefahren bin. Kein Gestresse, wer am Kreisverkehr als erstes rein darf. Kein 'ich-fuchtel-mit-der-Hand-dem-anderen-Schimpfwörter-zu'. Einfach herrlich.

Es geht weiter in der Mensa: Freie Platzwahl, ich kann mich entscheiden zwischen einem Fensterplatz oder doch lieber gemütlich nah an der Fritteuse. Keine Menschenmassen, die auf die heißen, fettigen Pommes Frittes warten und sich dabei lautstark über das Wetter beklagen - das ihnen entweder zu kalt oder zu warm ist. Welch' Wohltat.

Abends beim Aldi an der Kasse lassen mich dann drei nette Damen vor, weil ich nur ein französisches Baguette und körniges Knäckebrot kaufe.
Die Leuten haben nämlich Zeit. Endlich. Man unterhält sich noch kurz nett auf dem Parkplatz über die Hitze. Ich liebe den August, weil sich in diesem Monat die Welt ein wenig langsamer dreht. Das Hamsterrad wird für einen kurzen Moment angehalten. Die Menschen steigen aus und setzen sich bei mit einem Aperol Spritz in den Garten. Tut das gut.

 

Jedes Mal, wenn ich aus dem Ausland komme, stelle ich fest, wie schnell Deutschland ist. Es herrscht eine unglaubliche Umtriebigkeit. Ein schillernder Perfektionismus. Ein schwarz-weiß-kariertes Leistungsdenken, das wenig Spontaneität zulässt. Die Menschen in der S-Bahn, im Supermarkt, auf der Straße - sind fast immer gestresst. Hamsterrad-leben. Aber nicht so im August. Da scheint selbst Deutschland mal auf Jack Johnsons Worte
"slow down everyone you are moving too fast", zu hören.

Und geht es uns, wenn wir ehrlich sind, nicht ein klitzekleines bisschen besser, wenn sich die Welt ein wenig langsamer dreht? Wenn wir mal wieder mit der alten Nachbarin auf dem Balkon ein Schwätzchen halten? Nur einen Termin statt drei ausmachen? Mal wieder genüsslich und ohne Hetze am Morgen einen Kaffee auf dem grauen, gemütlichen Sessel trinken. Sich mal Zeit nehmen und die Nägel rot lackieren, sogar mit bisschen Glitzer. Mal eine Stunde lang einen Sommersalat zubereiten und dann ganz langsam essen. Jeden August entdecke ich die Langsamkeit neu für mich. Wenn ich erstmal drei Gänge zurück geschalten habe, dann genieße ich die langsamen Tage sehr. Man wird wieder aufmerksamer für die kleinen Wunder des Alltags. Aufmerksamer für die bunten Konfetti, die an so manchen Tagen auf den grauen Beton fallen.


Jemand hat mal gesagt: "Mein Ziel ist ein Leben, von dem ich keinen Urlaub brauche." Über diesen Satz könnte ich lange nachdenken. Ich will auf jeden Fall weiterhin in den Urlaub fahren - hihi-, aber eigentlich finde ich dieses Ziel bemerkenswert. Vielleicht gelingt es uns ja dann, wenn wir die Brise Langsamkeit, den Hauch von Leichtigkeit und die große Portion Gelassenheit des Augusts auch in die anderen Monate mit hineinnehmen.

 copyright Foto: allyouneedfresh.de

 

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