Ich wünsche mir eine Heimat in mir.
Kennst du das?
Sich am besten immer zu Hause fühlen.
In mir drin.
Leider nicht immer der Fall.
Ja, - nach Yogastunden, tollen Wanderungen, vielen Tagen draußen
oder nach einer ausgeglichenen Woche, in der alles drin war:
Zeit mit anderen, Zeit für Andere, Zeit für mich, meine Beziehung und die Kinder....aber SHAME, - das ist leider nicht meine erlebte Realität.
Meine Wirklichkeit sieht anders aus. Eine oft gestresste Frau,
die sehr knapp zu ihren eigenen Yogastunden kommt. Die innerlich aufgewühlt ist. Eine Frau, die fühlt und denkt und handelt und oft viele Knoten auf den verschiedensten Ebenen hat. Oder
Gedankenverklebungen.
Eine Frau, die sich wünscht, auch erstmal zur Ruhe zu kommen.
Ich wünsche mir eine Heimat in mir.
Die attraktive Frontfrau von Frida Gold, extravagant und schön, singt:
"Wir sind zuhaus
in uns zuhaus".
Liebe Frida, wie kann ich denn wirklich
(wenn möglich öfters)
in mir zu Hause sein?
Wie kann ich gelassen in meiner Identität sitzen
meinen Wesenskern besser kennen und verstehen lernen
und biss'le sitzen bleiben
bisschen atmen??
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zuhause Gefühl sich einstellt und (für immer) bleibt, wenn ich den passenden Mann oder die passende Frau für mein Leben gefunden habe. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass es an einem anderen Menschen liegt.... Ja. Freunde sind wie Zuhause. Freunde können Heimat sein. Aber dieses "Glücks-Zuhause-Ankommen-mehr-als-ein-Gefühl"
hat was mit meinem Innen zu tun. Vermute ich. Denn die meisten wichtigen Dinge, die eigentlich großen Dinge des Lebens beginnen innen. In meinem Herzen. Meiner Seele?
Ich wünsch mir eine Haymat in mir.
Eine Her(z)berge
eine Herberge für mein Herz
in meinen eigenen vier Wänden
meinem Körper, so wie er ist.
Nicht umsonst beginne ich viele Yogastunden mit diesen oder ähnlichen Worten:
"Versuche, nicht zu bewerten.
Nur zu sein. Da zu sein und zu beobachten. Den Atem. Deinen Körper.
Deine Bewegungen. Innen und Außen. Auch die Gedankenbewegungen.
Beobachten. Frei von Bewertungen. Urteilslos.
Um dann, aus dieser neutralen Beobachter-Position ein freundliches Gegenüber für dich zu werden. Einen sanften und fröhlichen, vielleicht selbst-ironischen Umgang mit deinem Weg zu finden.
Deinem Üben. Mit Dir."
Auf der Matte finde ich es oft einfacher als im wirklichen Leben.
Auf der Matte übe ich für mein wirkliches Leben und Begegnen.
Ein alter weiser Mann, Thomas Merton,
schenkte mir folgenden Satz,
und ich vermute, er enthält ein weiteres Stückchen Antwort:
"You find peace not by rearranging the circumstances of your life,
but by realizing who you are at the deepest level."
Frieden, inneren Frieden finde ich
nicht durch Umstellen und Schieben
Verändern und Neukaufen
Restrukturieren oder Dekonstruieren
Meiner Lebensumstände
sondern durch eine Realisierung
also eine Wirklich-Werdung
eine jeden Tag neu wirklich und wahr-Werdung der Person, die ich bin
auf allertiefster, allerinnerster Ebene.
Jetzt geraten wir hier in Seelentiefen und Untiefen. Sorry dafür.
meinem Herzen trauen
meinem Bauchgefühl trauen
meinen Gedanken vertrauen
und dann die sein, die ich bin.
Alles mitreden lassen
meinen Bauch, meine Intuition
mein Herz, meine Gefühle
und meinen Kopf, meinen Geist, Gedanken und Vernunft
wenn ich diese Drei reden lasse
vielleicht kann ich dann
wirklicher Ich werden
vielleicht kann ich dann
echter sein?
Und in mir drin
in meinem aktuellen Körper und Leben
Heimat in mir finden?
God, it seems you’ve been our home forever*.
So steht es in einem altem Psalm.
Allem Anschein nach, warst du schon immer mein Zuhause?
Ehe alles wurde, war ich schon bei dir aufgehoben?
Manchmal berge ich mein Herz in diesem Satz.
In diesen sieben Worten. Sie sind eine Herzberge.
Meinem Kopf erzähle ich dieses Zitat von Thomas Merton.
Er denkt und rationalisiert und versteht. Teilweise.
Und dann mache ich Yoga. Bewege mich. Intuitiv, Sequenzen, Trikonasana, Kopfstand, Krieger, ganz egal ... bewege mich äußerlich und bewege innerlich alles mit. Ich entdecke durch Dehnungen und
mit Atemübungen neue Freiräume für diese Weisheiten, die in mein Leben auch außerhalb der Matte
reinpassen sollen. Herzenssätze und Kopfverse, die in mir wohnen sollen.
Und dann
sitze ich oft,
am Ende einer fließenden Yogapraxis
ruhig
auf meiner Matte
und bin
GANZ
in mir
ZUHAUSE.
Frida Gold bringen es auf den Punkt (und tragen dabei Gold):
"wir sind zuhaus
in uns zuhaus
wir werden still
Drumherum hört auf
wir atmen ein und aus
wir sind zuhaus"
Diese Suche nach Heimat
nach Haymat
die tiefste Suche nach Identität
ist hart
ist lebenslänglich
ist ein Werden
ist jeden Tag wirklich-Ich werden.**
Erzähl mir von deinen Her(z)bergen
von deinen Songs
von deinen Weisheiten und
Zuhausebegegnungen;
erzählt mir von deiner Heimat
in dir.
* aus Psalm 90,1 (The Message Translation).
** Dieser Text ist ein großes "Hut-Ziehen, ein Chapeau" für die CSDs in Berlin und Stuttgart und anderen Städten, für alle tapferen und verletzlichen Menschen, die sich auf die Suche nach sich
selbst machen. Und diese Sehnsucht nach Haymat zutiefst verstehen. Und eine Erinnerung, nicht zu vergessen, welches Unrecht z.B. 1969 in New York und vielen anderen Städten geschehen ist.
Um Johanna aus dem ersten Haymattext zu zitieren:
Wir sind eine Weltfamilie.
Weltschwestern und Weltbrüder, die dazugehören wollen.
Die Anderen gibt es nicht.
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