10. Oktober 2023
Liebe Eva, ich liebe gute Fragen. In meiner Weiterbildung zur systemischen Beraterin habe ich viele verschiedene Fragetechniken kennengelernt: zirkuläre Fragen, Skalierungsfragen, Verflüssigungsfragen und mehr. Am spannendsten finde ich aber die hypothetischen Fragen. Sie eröffnen den Raum für eine Wirklichkeit, die es noch nicht gibt, aber irgendwo in uns schlummert. Wie aufregend, zumindest in Gedanken, das Hier und Jetzt mal zu überschreiten. Mich beflügeln solche Fragen, weil das...
19. April 2023
Ich sehnsuche täglich nach einem Stückchen Glückchen. Ein bisschen davon von unserem Kontinent zu den anderen. Wir sitzen im "Ambiente Afrika" in Stuttgart. Zwei Jahre ist's her. Bei der Unterhaltung mit ihr, 3 Generationen älter, blickt sie mich an und sagt gerade raus: "Du suchst was dich glücklich macht? Die Frage stellt sich mir nicht oft. Dich treibt sie um. Dich und deine Generation. Interessant." Ja, mich treibt sie um. Glück, dieses ulkige Wort. Mit dem glucksenden GL-Klang zu...

24. März 2023
Liebe Eva, einmal pro Woche bin ich in der Flüchtlingsunterkunft und biete dort eine Frauenempowertmentgruppe an. Neulich aber wurde ich dort selbst empowert. Davon will ich dir heute erzählen. Es war ein gewöhnlicher MittwochNachmittag und ich hatte mir vorgenommen noch kurz Mina* in ihrem Zimmer zu besuchen und ein kleines Geschenk für ihre neu geborene Tochter vorbei zu bringen. Ich klopfte etwas zaghaft, weil ich die frischgebackene Mama eigentlich gar nicht stören wollte. Da machte...
17. Januar 2023
Ich gehe mit zwei Plastik-Web-Teppichen, made in China, und 4 meiner Yogamatten jeden Freitag zum Jugendzentrum. Hier treffen sich jeden Morgen an die 37 Frauen. Junge Mädels und auch schon etwas ältere Jugendliche. Viele haben eigene Kinder. Durch ungewollte Schwangerschaften. Die meisten wohnen nicht in der Stadt, sondern kommen von den Dörfern aus den Tälern oder Hügeln rund um Muhanga. Wohnen in sehr einfachen Lehm oder Betonhäusern. Sie schlafen mit ihren Geschwistern oder ihren...

21. Dezember 2022
Die große Hoffnungs-geschichte beginnt am Rand. Am äußersten Rand. Vielleicht weil es an den Rändern am meisten Raum für Hoffnung gibt. Unterste Gesellschafts-schicht. Eine Randgruppe. Die Hirten, sie sind es, die es als erstes erfahren. Sie dürfen sich als Erste freuen. Für ihn selbst gibt es dann nicht wirklich Platz. Es ist nicht so, dass die Welt mit ihm rechnete. Auf ihn eingestellt wäre. Ihm den roten Teppich ausrollte. Aber er kommt trotzdem. Rein in den Dreck und Staub unserer...
17. Oktober 2022
Liebe Eva, es ist einige Zeit vergangen seitdem ich dir das letzte Mal geschrieben habe. Wie so oft ist mir das Leben und meine lausige Disziplin dazwischen gekommen. Ich will dir heute erzählen von Teresa, Etty und Edith. Also vielleicht besser bekannt unter Teresa von Avila, Etty Hillesum und Edith Eva Eger. Diese drei Frauen begleiten mich gerade in Wortform und sie lassen mich nicht los - im positiven Sinne. So unterschiedlich diese drei Persönlichkeiten auch sind, die Eine lebte im...

18. Juni 2022
Liebe Eva, danke für deine Zeilen zum Weitermachen, deine Gedanken und Fragen dazu, was uns stark hält. Ich begegne jeden Tag auf der Arbeit Menschen, die sich fragen, soll ich wirklich weitermachen, weiterhoffen? Auf einen Aufenthaltstitel. Auf eine bezahlbare Wohnung. Auf einen Termin bei der deutschen Botschaft im Libanon. Auf ein besseren Job. Auf das lang ersehnte Visum für den Familiennachzug. Weitermachen, weiter hoffen oder Hinschmeißen? Es beeindruckt mich, wie zäh die meisten...
10. Juni 2022
Ich sehe hier in Ruanda neue Lebensstile. Lebensphilosophien. Auch Überlebensstrategien. Letzten Sonntag war ich mit einer Freundin bei Goma (Stadt im Süden Kongos) und bin Teile des Kongo-Nile-Trails gewandert. Hügelauf und Hügelab. Vom Erleben in den Hügeln nahe des großen See Kivu möchte ich dir erzählen, liebe Johanna.

25. März 2022
Liebe Johanna Zeilen zwischen Afrika und der Alb. Zwischen Muhanga und Mühlhausen, wäre schön - nur stimmt es nicht ganz. : ) Du beginnst ja gleich mal mit einem Montag, der es in sich hat. Du schreibst von einer Unterbrechung. Und dann auch noch an einem Montag. Das letzte, was ich an einem Montag, an dem ich versuche Routine in den Alltag von den Kindern und mir zu bekommen, gebrauchen kann, ist eine Unterbrechung. Gerade der Montag ist doch so schon oft blöd genug, als dass man dann noch...
23. Januar 2022
Liebe Eva, heute beginnt also unser Briefwechsel zwischen Afrika und der Alb. Ich gebe zu etwas unpräzise ist sie, die Ortsangabe, aber ich liebe eben Alliterationen. Meine letzte Brieffreundschaft ist schon viele Jahre her, irgendwie hat das doch einen nostalgischen Touch. Ich freue mich jedenfalls drauf! Heute will ich dir von meinem anderen Montag erzählen. Diese Woche Montag war kein gewöhnlicher Montag, denn mittendrin, um 13:00 Uhr wurde der Arbeitstag unterbrochen. Unterbrochen durch...

Mehr anzeigen